Ein etwas alberner Chefredakteur eines etwas albernen SchmierGratisblatts verkleidet sich diesmal nicht als Witzfigur, sondern als Kommentator und schreibt: Ein etwas alberner Wiener verkleidet sich diesmal nicht als Hitler, sondern als Regisseur. Er will, dass in seinem Stück Menschen über das Leid der Opfer im Fall F. (Anm.: Name gekürzt, im Blatt allerdings ausgeschrieben) lachen. Er erhält dazu noch 150.000 € Steuergeld.
Später ist im Gratisblatt dann noch zu lesen, dass die Polizei den Regisseur schützen muss, er habe Morddrohungen erhalten. Natürlich werde auch das mit Steuergeldern bezahlt. Konsequent schreibt das Blatt auch weiter davon, dass der Regisseur das Inzestdrama von Amstetten als „lustige“ Aufführung auf die Bühne bringen wolle.
Nun ist es aber so dass dem Regisseur der Gedanke, sich über die Opfer lustig zu machen, weit entfernt ist. Ins Gespräch bringen will er aber den brutalen Voyeurismus von Gratisblättern wie dem vorliegenden, was ihm schon lange vor der Erstaufführung trefflich gelungen ist. Eine Medieninszenierung erster Klasse, die geifernde Boulevardmeute springt auf Knopfdruck an.
So etwas darf natürlich nicht passieren, da seien die Dichands und Schmitts dieser Welt vor. Der Chefredakteur will, dass in seinem Blatt Menschen sich über die Idee des Regisseurs echauffieren. Dass dabei die eine oder andere Morddrohung herauskommt, das hat sich der Regisseur bitte selbst zuzuschreiben. Man legt sich einfach nicht mit einem Gratisblatt mit so guten Verbindungen zur Verwaltung der Stadt Wien an.
Apropos Steuergelder: wie funktioniert eigentlich die Presseförderung für „Heute“? Wohin geht das Geld für die Werbefläche, die mithilfe der „Heute“-Container derzeit einem Glücksspielanbieter im öffentlichen Raum verkauft wird? Werden dadurch Fahrschein billiger? Wie kommt es zu dieser unglaublichen Menge an WienWohnen-Jubelseiten in „Heute“?
Und wie schreibt eine Leserbriefschreiberin in der selben Ausgabe? Die Botschaft von Obama, auch für uns Europäer: offen zueinander sein, sich ohne Vorurteile die Hand reichen. Einander zuhören, gegenseitig mit Respekt begegnen.
Ach hätte sich das der etwas alberne Chefredakteur doch auch durchgelesen. Vielleicht würde er dann einmal in sich gehen, bevor er Hetzerei betreibt in Hinblick auf viele zustimmende Leserstimmen.
Aber eher wird Obama da noch die Herzen von Finanzhaien und Al Kaida-Funktionären erreichen. Ich bin mir sicher.