Kategorie: Kommentar

  • Kurzparken in Wien teurer – eine Frechheit! Oder?

    Ab März 2012 wird Kurzparken für eine halbe Stunde in Wien einen Euro kosten (bisher 60 Cent), jede volle Stunde zwei Euro. Das ist eine kräftige Erhöhung, und die Ankündigung durch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou bringt viele Wienerinnen und Wiener auf die Palme. (mehr …)

  • Die leichte Unerträglichkeit des Seins

    Und zwar des öffentlichen Seins der österreichischen Finanzministerin. Die Dame entblödet sich nicht, Kritikern des Spekulations- und Korruptionssystems antisemitische Bewegründe zu unterstellen. (mehr …)

  • Banken können es

    Ich sehe meinen aktuellen Kontoauszug an und staune über die viele Leistungen, die mir da verrechnet werden:

    (mehr …)

  • A. Thurnher, Meerschweinchen und das Internet

    Der Herausgeber und Chefredakteur der Wochenzeitung Falter, Armin Thurnher, hatte in einem seiner Kommentare (41/09: „An meine Meerschweinchen: Entwarnung! Das Internet kann bleiben“) eine Diskussion über das Wesen von Blogs, Forum-Kommentaren, Microblogging, also dem ganzen Social Media-Zeugs ausgelöst. Sinngemäß spricht Thurnher vielen oder den meisten Bloggern die Fähigkeit zur Recherche und zum eigenen Denken ab. Klassischer Journalismus wäre weiterhin unverzichtbar, und das Publizieren auf Papier sowieso. Da Thurnhers Kommentare nicht im Web veröffentlicht werden – die Falter-Website sieht sich in erster Linie als Lokalführer und Online-Shop – kann ich das nur aus dem Gedächtnis wiedergeben.

    Seine Thesen sind selbstverständlich diskussionswürdig, und werden prompt auch fleißig diskutiert. Sogar im Falter selbst wurde Platz für ganze vier (!) Meinungen eingeräumt. Aber eben nur in der Printausgabe. Denn auch die Gegenmeinungen sind nur dort online nachlesbar, wo sie der Autor selbst ins Netz gestellt hat (helge, christoph). Die Diskussion in der Blogosphere findet hingegen offensichtlich zum Leidwesen des Herausgebers statt. Er fühlt sich missinterpretiert, missverstanden, schlecht behandelt. Nachzulesen ist der Originalkommentar im Netz aber weiterhin nicht (Anmerkung: siehe Update weiter unten).

    Manche Blogger haben daher zur Selbsthilfe gegriffen. Der Kommentar wurde eingescannt und als Bild veröffentlicht. Macht ja auch Sinn, erst zu lesen, worüber man dann diskutieren will, und Texte in Bildern werden von Suchmaschinen sowieso nicht analysiert und indexiert.

    Das macht Thurnher jetzt aber sauer. In der aktuellen Ausgabe des Falter (21.10.2009) schreibt er sinngemäß, diese Scans hätten aber sowas von dalli zu verschwinden, ansonsten eine Honorarnote ins Haus flattern würde. € 250,- Minimum auf der nach oben offenen Honorarskala großer Journalisten.

    Formalrechtlich gesehen mag Thurnher recht haben. Ob das politisch klug ist, mag ich bezweifeln. Warum stellt der Falter den Kommentar nicht selbst ins Netz, sodass sich Leser und Schreiber darauf beziehen können? Der Falter würde damit auch wertvolle Links sammeln, aber damit spricht jetzt der Online-Marketing-Fuzzi aus mir. Vergessen Sie den letzten Satz, bitte.

    Und dann war da noch etwas. Thurnher schreibt, er müsse ja nicht von allen Communities und Blog-Netzwerken geliebt werden. Oje. Gegenmeinung bedeutet Liebesentzug? Und muss seinerseits durch Liebes- und Geldentzug bestraft werden? Wie darf man sich die Falter-Redaktionssitzungen vorstellen? In der Mitte des Tisches ein Riesenpaket Taschentücher? Gehaltskürzung für Redakteure, die anderer Meinung sind mit Beharrungsbeschluß?

    Ich hoffe, dass Thurnher nicht zum Michael Fleischhacker der österreichischen Blogszene wird. Besser ausgedrückt: zum Gottseibeiuns der politisch interessierten und wachen Menschen. Denn ob die nun auf toten Bäumen (danke, Helge) oder mit Hilfe von Elektronen diskutieren, das sollte doch keine Rolle spielen.

    Denn als großartigen Journalisten liebe ich Armin Thurnher unverändert. Und ich entziehe ihm meine Liebe nicht wegen mancher seiner Ansichten, die ich nicht teile. Versprochen.

    Im übrigen bin ich der Meinung, der Falter muss endlich eine Website bekommen.

    Update

    Der Kommentar des Chefredakteurs ist doch online, und ebenfalls die vier Kommentare von Susanne Gaschke, Julia Seeliger, Helge Fahrnberger und Christoph Chorherr. Nicht leicht zu finden zwischen Restaurants und Abo-Fahrrädern, aber doch. Klicken Sie von der Startseite www.falter.at aus auf „falter top stories“, dann auf „Archiv“, und suchen Sie nach der Ausgabe 41/09. Das Füttern des Suchfelds mit „Meerschweinchen“ bringt leider keinen Treffer.

  • Jako stürzt in die Katastrophe

    Ein Blogger beklagt auf www.trainer-baade.de das neue Logo des deutschen Sportartikelherstellers Jako. Dabei fällt das Wort „Scheiße“. Wenige Menschen (400? 500?) lesen das. Mehr passiert vorerst nicht.

    Aber was passiert dann. Jako sendet ein Abmahnschreiben, will etwas mehr als 1.000 Euro. Baade entfernt den Artikel, zahlt nach Verhandlungen 400,-

    Einer Anwältin von Jako fällt Wochen später auf, dass der bis dato völlig unbekannte Nachrichtenaggregator Newstin einen Auszug des Artikels noch gespeichert hat. Baade erhält wieder ein Schreiben der Anwälte, jetzt geht es um mehr als 5.000 Euro.

    Der Autor eines vielgelesenen Sport Blogs („Alles außer Sport“) erfährt davon, und schreibt darüber. Jetzt beginnt die Viral Marketing Lawine zu rollen. Und zwar eine, die man sich bei Jako wohl nicht gewünscht hat. Mittlerweile Millionen Menschen erfahren davon, geben diese Nachrichten weiter. Boykott-Aufrufe gegen Jako gehen durch Deutschland. Blogger erklären öffentlich, nichts mehr von Jako zu kaufen. Aber das Unternehmen schweigt noch immer. Bietet nur dem Blogger an, auf die Forderungen zu verzichten. Denn es tritt plötzlich ein Umsatzproblem auf. Die Kunden beginnen nun auch über die Qualität der Jako-Produkte zu diskutieren. Übrigens stattet Jako ab nun fünf Jahre lang den österreichischen Fußballclub Sturm Graz aus. Das nur als Nebenbemerkung.

    Ich finde den ganzen Ablauf der Baade-Jako Story ja großartig. Dank einer neuartigen Öffentlichkeit, einerÖffentlichkeit, die es bisher so nicht gab, müssen sich Firmen wie Jako gut überlegen, was sie tun, wie sie vorgehen. Der ganz kleine Kunde kann sich plötzlich  als ebenbürtiger Gegner zeigen. Und Anwälte müssen lernen, dass angstmachende Schreiben ein Schuß ins eigene Knie sein können. Der Praxis-Fall sollte im Jus-Studium zur Pflichtstudie werden.

  • Die österreichische Justiz und das Majestätenspiel

    Von Friedrich Torberg überliefert ist das Majestätenspiel, das angeblich von Kaffeehausliteraten zu Beginn des 20. Jahrhunderts gespielt wurde. Ein Spieler stellt den Prüfer dar, der eine leicht zu beantwortende Frage stellt. Der andere Spieler stellt die Majestät dar, die diese Frage trotzdem falsch beantwortet. Kann der Prüfer nun argumentieren, warum die Antwort stimmt, dann hat er gewonnen, ansonsten geht die Runde an die Majestät. Dazu ein Beispiel.

    Prüfer: „Wie lange hat der 30jährige Krieg gedauert?“

    Majestät: „7 Jahre.“

    Prüfer: „Das ist richtig. Denn rechnet man die Schlafenszeiten, Kampfpausen, Urlaubszeiten und Ähnliches ab, dann kommt man auf eine reine Kriegsdauer von nur mehr 7 Jahren.“

    Die Runde geht an den Prüfer.

    Die Staatsanwaltschaften in Österreich versuchen sich am gleichen Spiel. Ein Landeshauptmann verhindert aktiv gesetzliche Zustände herzustellen, und wird deswegen angezeigt. Nun hat der Prüfer der Staatsanwalt die Aufgabe zu erklären, warum das aber trotzdem okay ist. Leichte Sache im Fall LH Dörfler und der Ortstafelverrückung im Jahr 2006. Denn Dörfler verfüge „über keine juristische Ausbildung“ . Der arme Mann, ein ehemaliger Bankbeamter, konnte in seiner diesbezüglichen Beschränkung ja gar nicht wissen, dass seine Handlungen strafrechtliche Tragweite aufweisen. Er sei nur seinem Mentor Jörg Haider blind und bedingungslos gefolgt.

    Wie man sich erinnert, hat auch das Finanzministerium seinem damaligen Chef, KHG, in der „Homepage“-Affäre mit schönen Argumenten bescheinigt, dass die Versteuerung von 283.000,- € an Spendengeldern der österreichischen Industriellenvereinigung zwecks Erstellung seiner eigenen Website in seinem Fall nicht notwendig sei. Auch hier ging der Punkt an den Prüfer.

    Weitere Spielvorschläge:

    „Wenn wir Dritte werden, gehen wir in Opposition.“ Danach wurde Wolfgang Schüssel aber Bundeskanzler. Warum hat er das Versprechen trotzdem gehalten?

    „Wenn die Mehrheit der Kärntner Parteien zu einer gemeinsamen Vorgehensweise findet, wird die Bundesregierung in Wien die weiteren Schritte setzen.“ Ansonsten aber nicht, meint damit Bundeskanzler Faymann. Warum wird dadurch das Ortstafelproblem schnell und entsprechend den Staatsvertragvorgaben, die schon seit 1955 existieren, gelöst?

    Andere Vorschläge?

  • Gendern und die Schriftsprache

    Gerade wieder läuft unter Bloggern eine Diskussion über das Gendern in der Sprache, also die Nutzung von Binnen-I, „mensch“ statt „man“, und mehr. Siehe BäckBlog und zurPolitik, sowie franz joseph. Gemeint ist offensichtlich in erster Linie das Schriftbild.

    Ich gebe es gleich zu Beginn zu: ich bin furchtbar sprachkonservativ. Ich mag die Sprache weiter so verwenden, wie ich sie jahrzehntelang gelernt und eingesetzt habe. Und wie es mir meine eigene Sprachästhetik vorgibt.

    Aber ich bin kein Idiot. Wenn ich in einem Text ausschließlich nur von „Benutzern“ und „Lesern“ und „Radfahrern“ schreibe, und vielleicht sogar explizit anführe „… ein Benutzer, der …“, dann ist mir klar, dass sich Frauen langsam vom Text verabschieden können.

    Trotzdem finde ich etwa das Binnen-I, wie Helge, einfach zum Speiben. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass es gesprochen schon wieder verschwindet. Gesprochen ist zwischen „FahrerIn“ und „Fahrerin“ kein Unterschied.

    Noch seltsamer wirkt „mensch“ statt „man“. „Man“ ist ein Indefinitpronomen, leitet sich weder vom „Mann“ ab, noch ist es ein Substantiv, und kann daher auch gegen kein anderes Substantiv ersetzt werden.

    Die Grenze des Erträglichen wird aber durch gnadenloses Durchgendern um jeden Preis überschritten.

    Meist so, dass einE BeitragendeR nicht gendert, eineE andereR dieseN darauf aufmerksam macht und schon geht’s los.
    franz joseph

    Sorry, aber das ist weder lesbar noch sprechbar. Und führt zu wilden Kombinationen wie „ein Beitragende“ oder „eine Beitragender“. Über Worte wie „GrünIn“ oder „MenschIn“ will ich gar nicht reden, dass kann ich nur als Satire auffassen. Und zwar als Satire von rechts.

    Ja, ich bin der Meinung, dass Gendern eine Sprachverhunzung ist. Nein, ich bin nicht der Meinung, dass ich sonst eh super bin und dass es viel wichtigere Dinge gäbe, als sich damit auseinanderzusetzen. Aber ich glaube auch, dass es möglich ist, die (geschriebene) Sprache zu gendern und gleichzeitig im alltäglichen Leben Frauen unverändert negativ zu diskriminieren. Jedenfalls nicht mehr oder weniger, als durch Personen, die eine nicht-genderte Schriftsprache einsetzen.

    Warum aber stören mich die neuen, oft durch das Internet hervorgerufene Ausdrücke nicht? Weil die @-, #- und sonstigen Sprachspiel-Firlefanzen als Dialekt aufgefasst werden können, diesmal sogar geschrieben. Aber in einem literarischen Text haben sie (derzeit) nichts zu suchen. Wenn sich das einmal ändert, dann über Generationen.

    Ich will das Glasperlenspiel oder Masse & Macht nicht „gegendert“ lesen, ich würde die Bücher nach drei Seiten ungelesen zur Seite legen. Aber ich halte viel davon, geschlechtsneutral zu schreiben, ohne unsprechbare Neukonstruktionen einzubauen. Etwa durch getrenntes Anführen beider Geschlechter, oder durch Nutzung anderer Substantive. Warum setze ich „gegendert“ unter Anführungszeichen? Weil es genauso ein katastrophales Wort ist, wie „downgeloadet“ oder „ge-emailt“. Aber das hat jetzt nichts mit Geschlechtsneutralität zu tun.

    Sprache ist etwas enorm persönliches. Wenn sich Binnen-Is einmal durchsetzen, dann weil eine neue Generation das schon gewohnt ist. Aber auf Druck meine eigene Schriftsprache zu ändern, das will ich nicht. Änderungen kommen auch so, gerade die Sprache ist sehr flexibel. Ich werde da aber nichts dazu beitragen, was das Sprachbild meiner Meinung nach verhunzt. Punkt.

  • Polizei gegen Bevölkerung

    In Wien wird eben wieder öffentlicher Raum zu privatem Raum umgewandelt, und da kann sich die lokale Bevölkerung noch so sehr dagegen stemmen. Und weil sich die lokale Bevölkerung bisher sehr effektiv gegen die Raumenteignung stemmt, kam es wie es kommen musste. Die Polizeieinheit WEGA wird eben nicht nur gegen Terroristen und Schwerverbrecher eingesetzt, nein, auch gegen Hausfrauen, Angestellte, Selbständige, Studenten und Schüler wird amtsgehandelt.

    http://augartenspitz.wordpress.com/2009/07/08/die-wega-hat-amtsgehandelt-%E2%80%93-der-augartenspitz-ist-geraumt/

    http://www.marco-schreuder.at/2009/07/offentlicher-zuganglicher-augartenspitz.html

  • Demo 1. Mai in Linz – Nachtrag

    Einer der Angeklagten wurde vom Vorwurf des Widerstands gegen die Staatsgewalt freigesprochen. Der Richter konnte folgendes Video sehen:

    Danach war alles klar. Laut der Rundschau Oberösterreich stand allerdings folgendes im Polizeiakt:

    […] habe Hansi E. nach Beamten getreten und geschlagen, nachdem sie ihn mehrmals aufgefordert hatten, mitzukommen, um seine Personalien aufzunehmen.

    Wenn es eine Taktik gibt, nach der Demonstranten durch prügelnde Polizisten eingeschüchtert werden sollen, dann ist das keine Taktik, die in einer Demokratie existenzberechtigt ist. Und die Verantwortlichen sollten auf der Stelle zurücktreten. Sie schaden dem Ansehen der Polizei.