Kategorie: Kommentar

  • Sieht aus wie, riecht wie, hört sich an wie

    Der US-Kongress will nun also eine Resolution verabschieden, in der die türkischen Massaker an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs als „Genozid“ qualifizieren werden. Man sieht, es gibt also noch andere Typen als Bush, Cheney, Wolfowitz und Rumsfeld in der US-Politik.

    Obwohl das damalige osmanische Reich mit der heutigen Türkei nicht viel zu tun hat, bekommen jetzt sämtlich türkischen Regierungsmitglieder einen kollektiven Herzinfarkt. Das wäre „ein schwerer Schlag gegen alle Aspekte unserer Beziehungen und würde unsere strategische Kooperation überschatten“, sagt der türkische Außenminister Ali Babacan in Ankara. Der Botschafter wurde gar aus den USA abgezogen.

    Liebe türkische Regierung: wenn etwas aussieht wie Völkermord, wenn etwas riecht nach Völkermord, wenn etwas sich anhört wie Völkermord, dann ist es … ja, was wohl?

  • Durchsageterror – Nachtrag

    Gestern noch stand in einigen Medien zu lesen, wie sehr die Durchsagefreudigkeit in Qualität und Quantität den Fahrgästen der Wiener Linien auf die Nerven geht. Heute führen U-Bahn Fahrer ihren Privatkrieg gegen die Fahrgäste. Wie zum Trotz werden die Züge speziell mit der unsympathischen Kinderdurchsage mit doppelter Lautstärke beschallt, also mit gefühlter zehnfacher Lautstärke.

    Dass es anders auch geht, zeigen die ÖBB vor. Wer mit der Vorortelinie fährt, wird durch eine freundliche und ruhige Frauenstimme darum geben, Müll und Zeitungen doch in den dafür vorgesehenen Behältern zu entsorgen, und man bedankt sich für die Mitarbeit. Keine Aggression, keine Befehle an das Fahrgastvieh.

    Warum nur kämpfen die Wiener Linien so heftig gegen ihre eigenen Kunden? Was will man sich als nächstes einfallen lassen, um das U-Bahn Fahren so schmerzvoll wie möglich zu gestalten?

    Aber es gibt ja auch nette Mitarbeiter bei den Wiener Linien, das soll über den Äger mit den penetranten Belehrungen nicht vergessen werden. Hier ein Bericht über eine berühmte U-Bahn-Stimme (wobei deren Belehrungen in manchen Situationen durchaus oft auch frotzelnd verstanden werden können).

  • Erziehungsinstitut Wr. Linien

    Wer gedacht hätte, dass ein öffentliches Transportunternehmen in erster Linie für den Transport von Fahrgästen zuständig ist, wird in Wien eines Besseren belehrt. Belehrt im wahrsten Sinne des Wortes. Speziell die Nutzer von U-Bahnen werden in Minutenabständen über gutes Benehmen aufgeklärt:

    • der organisierten Bettelei sei kein Vorschub zu leisten
    • man habe alle Waggoneingänge zu benutzen
    • die aufgeklebten Markierungen seien freizuhalten

    Dazu kommen noch Belehrungen über das Betreten von bereits abgefertigten Zügen, die in ihrer Diktion schon etwas an polizeistaatliche Bürgerbefehle erinnern („… durch Ihr vorbildliches Verhalten …“, „… „Ihr aktives Bemühen“ …“)

    Besonders aggressionsfördernd wirkt die Ansage „Bitte lassen Sie Ihre Zeitung nicht im U-Bahn-Zug zurück.“, da diese Durchsage von einer Kinderstimme stammt, die in ihrer Penetranz kaum mehr zu überbieten ist.

    Gerüchtweise arbeiten die „Erziehungslinien“ bereits an weiteren Durchsagen:

    • „Vor dem Essen immer die Hände waschen“
    • „Verzichten Sie auf ungeschützten Sex“
    • „Nach dem Verlassen öffentlicher Verkehrsmittel haben die Fahrgäste ein Loblied auf die Wr. Linien anzustimmen.“
  • Hubsi lebt – und wie!

    „The world in Vorarlberg is too small“, schreibt er in seinem Bewerbungsschreiben. Und weiter: „If you know about any area of operation for myself, where I am able to intend all my experiences and my know-how, please let me know, I am available anytime for further information.“

    Die Rede ist vom Ex-Vizekanzler Österreichs, Hubert Gorbach. In seinem Bewerbungsschreiben an den britischen Verkehrsminister benutzt er allerdings das offizielle Briefpapier aus seiner Zeit als Vizekanzler, also mit Staatswappen und Berufsbezeichnung, wobei er daran „a.D.“ handschriftlich hinzugefügt hat.

    Gorbach redet den britischen Minister zwar mit falsch geschriebenem Vornamen an („Alistar“ statt „Alistair“), schreibt aber als Schlußsatz in Austro-Englisch: „At this time the most important thing for me is that our good contacts will be upright furthermore.“

    Man ahnt es: eine Antwort gab es auf dieses Bewerbungsschreiben bisher nicht. Fraglich aber ist, ob die Verwendung des Briefpapiers mit den ehemaligen Machtinsignien rechtens ist.

    Aber mein Gott, so ist er halt, der Hubsi.

  • Verordneter Lärm in Wiener U-Bahnen

    War es bisher so, dass mir vor allem Musik, die aufgrund der hohen Lautstärke aus Kopfhörern dringt, in U-Bahnen und Straßenbahnen auf die Nerven gegangen ist, so wird dieser Nerv-Faktor durch die neuen Durchsagen um einiges getoppt. Denn erst wird mir der Name der kommenden Station mit sämtlichen Umsteige-Möglichkeiten ins Ohr gebrüllt, dann folgt eine Erinnerung aus altklugem Kindermund, dass man doch keine Zeitungen liegen lassen möge, gefolgt von der Aussage, auf welcher Seite man nun aussteigen könne.

    Besonders lustig ist letzteres, wenn dann doch der Ausstieg auf der anderen Seite als angekündigt ist, und sämtliche Fahrgäste sich etwas verarscht vorkommen. Aber es hat ja niemand gesagt, ob rechts oder links in oder gegen die Fahrtrichtung.

    Liebe Wiener Linien, hört mit dem lästigen Durchsagelärm doch bitte wieder auf, und ich verspreche, niemals mehr eine Zeitung liegen zu lassen. Denn wenn das nicht bald aufhört, fahre ich auch wieder mit aufgesetzten Kopfhörern mit der U-Bahn. Volume 10, eh klar.

  • Neuer Feiertag in Deutschland?

    Die deutschen Website-Betreiber, im speziellen die Onlineshop-Besitzer jubeln auf: der für seine Abmahnpraktiken berüchtigte Anwalt Günter Freiherr von Gravenreuth wurde heute von einem Berliner Gericht zu einer sechsmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt.

    „Die Allgemeinheit muss vor Ihnen geschützt werden“, sagte die Richterin zur Urteilsbegründung.

    Bei vielen deutschen Unternehmen knallen die Korken und die Foren und Blogger-Szene kriegt sich vor (Schaden-)Freude nicht mehr ein. Allerdings stellt sich die Frage, warum denn so eine Person noch länger als Anwalt sein Unwesen treiben darf.

    Aber auch ich sage erst einmal „Prost“ und freue mich von ganzem Herzen.

  • Sehr geehrte Fahrer der Wiener Linien,

    heute durfte ich innerhalb gleich zweier Stunden Eure Kommentare zum Thema „Zug fährt ab“ und „Benutzung mehrerer Türen“ miterleben. So wurden wir Fahrgastvieh etwa auf der Linie U6 darauf aufmerksam gemacht, dass es doch 6 mal 3 gleich 18 Türen auf 100 Metern länge gäbe, und wir uns nicht bei nur zwei Türen reinquetschen sollten, nämlich bei der ersten und der letzten Tür. Und das in einer Station, wo sich die beiden Ausgänge ganz am Anfang und am Ende befinden. Hmm, große Überraschung, warum war das wohl so?

    Denn. Freunde. Das würden wir auch gerne tun. Aber leider kennen wir Euch Fahrer schon sehr gut. Wenn man statt sich anzustellen zu einer anderen, freien Tür läuft, kann man sicher sein, dass Ihr alle Türen des Zuges vorher schließt, obwohl Ihr doch das Hinlaufen im Monitor seht. Daher stellen wir uns doch lieber in einer Menschentraube bei nur einer Türe an, was Euch am Schließen der Türe hindert. Ganz einfach, was? Ihr solltet nur einmal selbst mit den Öffis _MIT_fahren statt sie selbst zu fahren, dann könnt Ihr uns ignorantes Fahrgastvieh auch besser verstehen.

    Und jetzt zum Thema „Zug fährt ab“. Sicher, nach dem Anhören Eurer göttlichen Stimmen mit diesen Worten sollte man nicht mehr einsteigen, weil Ihr da die Türen schließen wollt. Nur leider sagt Ihr das oft schon drei Sekunden nach dem Öffnen der Türen, was durchaus als zynisch-aggressive Ansage verstanden werden kann. Und weil wir speziell bei Eurem grenzgenial-kundenfreundlichen Service niemals sicher ein können, ob in der nächsten Stunde vielleicht noch weiterer Zug daherkommt, deswegen und darum wollen wir unbedingt bei dem gerade vorhandenen mitfahren.

    Seht Ihr, war schon wieder ganz einfach.

    Alles kapito? Statt kabarettistischer Verballeistungen reicht uns ein funktionierendes Service vollauf. Wenn Ihr das nicht schafft, legen wir Euch einen Jobwechsel ans Herz.

  • Frau F., übernehmen Sie!

    Die resolute Abgeordnete F, die von der ÖVP im Eurofighter-Aussschuß zur Wahrung der Interessen des schwarzen Klientels eingesetzt wurde, macht ihre Aufgabe wirklich gut. Beinharte Fragen an an schwarz-blaue Unschuldslämmer („Gaben Sie damals Zucker in den Kaffee, als mit dem Kanzler über den Kauf der Eurofighter gesprochen wurde?“), Schreiduelle und hysterische Auszucker, falls dann mal dieselben mit etwas unangenehmeren Fragen aus dem rot-grün-blauen Eck belästigt werden.

    Falls das nicht reicht: besonders hartnäckige Ausschußmitglieder werden einfach zu gemeinsamen Trinkrunden mit Bodyguards oranger Führungskräfte verpflichtet, die sind Fachleute für Körperarbeit nach Westenthaler. Wäre doch gelacht, wenn der blöde Ausschuß nicht zugrunde gerichtet werden kann. Mitzi, Du schaffst es!

  • Böses Licht am Tag!!

    Was uns da der eitelste Schnurrbart der zweiten Republik eingebrockt hat. Da hat er uns mit eisenhartem Griff zu Licht am Tag gezwungen, auf dass den Rasern schneller Platz gemacht wird, und jetzt das: Licht am Tag soll das Erdklima massiv beeinträchtigen. Weil erstens die Schweinwerfer mehr Treibstoff-Verbrauch induzieren (was man allerdings bei Einführung von Licht am Tag auch schon gewusst hat), und zweitens die Raser noch schneller rasen können, weil die langsamen Schnecken schneller auf die Seite hechten und Platz machen.

    Und jetzt müssen aber plötzlich alle das Erdklima ganz furchtbar lieb haben. In Deutschland macht es Sinn, dem Glühbirnen-Hassverein beizutreten und dort eine niedrige Mitgliedsnummer zu haben, in Österreich darf man jetzt auch wieder von der „größten Schnapsidee“ sprechen, wenn man des hübschen Gorbi’s Licht am Tag-Gesetz kommentiert.

    Vermutlich wird bald das Nordic Walken, Laufen oder Fußball-Spielen auch ins schiefe Licht gerückt werden, weill solche Sportarten die Atmung beschleunigen, und es dadurch zu erhöhtem CO2-Ausstoß kommt. Und die tierliebende Krone wird sich entscheiden müssen, ob sie sich nun auf die Seite der lieben Milchkuhlis stellt, oder eine Kampagne gegen Kühe startet, weil Kühe ja soviele Pfurze ablassen.

    Beruhigenderweise enthält die heisse Luft, die sämtliche Politiker und andere Wiffzacks zu diesem oder anderen Themen ablassen, nicht mehr CO2 als anderer verbaler Unsinn. Es wird also noch viel zu staunen und lachen geben.